Wie schon im Artikel über meine Ankunft beschrieben ist der Straßenverkehr hier anders als wir ihn kennen. Wenn man zum ersten Mal über eine Kreuzung muss, weil man sie nicht durch eine Fußgängerbrücke umgehen kann, hat glaube ich jeder ein mulmiges Gefühl. Unzählige Busse und Autos fahren nebeneinander und wenn einer stehenbleibt warten die anderen nicht brav dahinter sondern umfahren den Stehenden einfach. Dazu kommen noch unzählige kleinere Fahrzeuge wie Rikschas, Roller, Motorräder und Fahrräder, welche die Zwischenräume ausfüllen. Zwischen all diesen Fahrzeugen versuchen dann die Fußgänger in kleinen Gruppen über die Straße zu kommen. Hupend versucht dann noch jeder auf sich aufmerksam zu machen, um nicht von einem größeren Fahrzeug übersehen zu werden. Auch kann das Hupen als ein „Platz da“ gemeint sein zum Beispiel wenn ein Auto nicht wegen einem Fahrrad halten will. Die grünen Fußgängerampeln, Zebrastreifen oder Chinesen mit Roten Fahnen sind auch nicht ein Garant für eine sichere Ankunft auf der anderen Seite.

Aber als wäre das nicht schon genug ist man auch auf Gehwegen nicht unbedingt vor dem Straßenverkehr sicher. Ein Bus der zu wenig Platz auf der Straße hat kürzt gerne mal über ein paar Meter Gehweg oder Grünfläche ab. Autos fahren und parken dort und natürlich die lautlosen Elektroroller. Sie sind die größte Gefahr, da hier fast jedes kleinere Fahrzeug, ob jetzt Roller, Rikscha oder Dreirad, mit einem Elektroantrieb ausgestattet ist. Man hört diese Fahrzeuge fast nicht und wenn sie einen dann von hinten auf dem Gehweg überholen bekommt man schnell mal einen Schreck.

Ein weiteres skurriles Bild entsteht durch die Unterschiede in Fahrzeug Typ, Alter und Zustand. Ein neuer Porsche fährt direkt neben einem rostigen Dreirad. Ein alter Bus wird von einem zwar recht modern wirkenden Roller überholt aber dieser wird von mehreren Rollen Klebeband zusammengehalten. Auch ein alt wirkendes Mofa kann aber einen Elektroantrieb haben. TÜV würde wohl das meiste hier nicht bekommen.

Die Fahrenden Verkaufsstände werden auch nicht nur auf dem Gehweg platziert, sondern direkt auf dem Zebrastreifen oder Fußgängerüberweg. Ein Laster der von der Ladefläche Obst und Gemüse verkauft steht dann am Ende des Überwegs, so das alle potenziellen Kunden um ihn herumlaufen müssen und dabei die Waren sehen. Trotz allem sah ich bisher bei weitem nicht so viele Unfälle wie man sie angesichts der Umstände erwarten würde. Alle achten viel mehr auf andere Verkehrsteilnehmer und man verlässt sich hier nicht blind auf ein grünes Licht oder eine Fahrbahnmarkierung. Ich werde zwar weiterhin die Brücken nutzen wenn eine vorhanden ist aber weiß nun auch, dass man es mit genug Vorsicht gut auf die andere Straßenseite schaffen kann.